Liebe Freunde!
Wir möchten euch verschiedene Themen für den Gesangsunterricht und Klavierunterricht näher bringen. Heute hat Anna Lindenberger (unsere Gesangslehrerin) für euch einen Blog, der auf die Frage „Wie bekomme ich eine Anspannung der Halsmuskulatur beim Singen hoher Töne in den Griff?“ antwortet.
Eine Anspannung in der Halsmuskulatur beim Singen hoher Töne kann unterschiedliche Ursachen haben. Häufig ist eine zu hohe Stellung des Kehlkopfs dafür verantwortlich. Zu hoch steht dieser dann, wenn die Bauchdecke am Ende einer Gesangsphrase beim Einatmen nicht bis nach unten gelöst wird und das Zwerchfell folglich nicht weit abflachen kann. Das Zwerchfell ist der Atemmuskel, der Herz und Lunge von den Organen im Bauchraum trennt. Er initiiert die Einatmung und sich senkt ab, wodurch die Lunge den Platz erhält, um sich ausdehnen zu können. Das kann man hier in der Abbildung auch gut sehen.

Das Entspannen der Bauchmuskulatur bei gleichbleibender Körperspannung und Dehnung des Brustkorbs wird übrigens als Abspannen bezeichnet. Wenn nicht richtig abgespannt wird, spiegelt sich das nicht nur in der Kehlkopftstellung wider sondern auch in anderen Bereichen: neben einer Abflachung der Atmung, können sich außerdem Stimmlippen, Unterkiefer und Zungengrund nicht entspannen. Die nächste Gesangsphrase wird also mit einer verspannten Muskulatur begonnen, was sich auch als Engegefühl im Hals bemerkbar machen kann.
Wenn du also zum Beispiel beim Singen bemerkst, dass
- die Halsmuskulatur angespannt ist
- sich ein Engegefühl im Hals entwickelt
- die Bauchdecke am Ende einer Gesangsphrase starr bleibt und sich nicht entspannen kann
- es dir schwer fällt deinen Unterkiefer in der Höhe locker fallen zu lassen
dann probiere dich einmal durch die nachfolgenden Übungen durch. Es gibt natürlich viele verschiedene Möglichkeiten, um das Abspannen zu erlernen, ich möchte dir hier aber einfach einmal eine Übungsreihe vorstellen, die sich bei meinen SchülerInnen im Unterricht besonders bewährt hat.
Vorübung
Diese Übung hilft dir dabei den Atem zu vertiefen sowie Körper und Kehlkopf zu lockern.
Suche dir ein Plätzchen, das dir etwas Bewegungsfreiheit erlaubt. Stelle dich aufrecht hin und beginne in der Art mit dem Körper zu Wippen, das die Arme zuerst schwungvoll und locker (!) nach vorne und dann nach hinten pendeln. Lass nun auch deine Beine die Bewegung mitmachen, indem du abwechselnd in die Knie gehst und dich gleich wieder energievoll aufrichtest. Lass deinen Körper ganz schwer werden, aber behalte deine aufrechte Haltung bei. Stell dir vor, dass du die lockere Pendelbewegung deiner Arme dazu nützt, um das Körpergewicht in den Boden hineinzuschicken. Dein Atem passt sich automatisch an diesen Bewegungsablauf an.
Wiederhole diesen Vorgang mehrere Male.
Übung – Vorbereitung aufs Singen
Verbinde die Vorübung nun mit folgender Übung: beginne zuerst damit die Vorübung nochmals auszuführen. Dann beginne Luft auszupusten. Atme zumindest über 3 vollständige Pendelbewegungen (Bewegung nach vorne und hinten = 1 Pendelbewegung) aus und lass den Kiefer danach locker fallen. Der Atem fällt nun von ganz allein ein. Gleichzeitig holen die Arme neuen Schwung, um den Vorgang zu wiederholen. Ich zeige dir den Ablauf gleich nochmal im Video vor.
Übung – Verbindung der Bewegung mit Tönen
Verbinde Übung 2 nun mit folgender Übung: beginne zuerst damit Übung 2 nochmals auszuführen. Beginne nun mit den Lippen auf einer beliebigen Tonhöhe zu „flattern“, wie ich es im Video vorzeige. Halte den Ton dabei wieder zumindest über 3 Pendelbewegungen aus und lass den Kiefer anschließend locker fallen, damit der neue Atem automatisch einfallen kann. Wechsle die Tonhöhe nach Lust und Laune. Du kannst in der Form auch gerne abfallende Töne, einzelne Wörter oder Ausschnitte aus Songs singen. Unterbreche dabei aber nie den Fluss des Bewegungsablaufs.
Viel Freude beim Schwingen! 🙂
Solltest du noch Fragen zu den Übungen haben oder dir noch andere Übungen zu dieser Thematik wünschen, melde dich gerne bei uns in der VoiceCottage-KreativManufaktur. Wir freuen uns von dir zu lesen!
Text und Video © Anna Lindenberger